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Angesicht

Werner Harting
Sühnekirche, Auschwitz (1960)

von Julia Schubert

Inv. Nr. 39012
Werner Harting
Sühnekirche, Auschwitz
Perspektivische Ansicht
Handzeichnung: Kohle, Kreide und Bleistift auf Transparent
74,9 x 99,6 cm

Angeregt durch den 1957 international ausgeschriebenen »Wettbewerb zur Errichtung eines Mahnmals für jenen Ort […], an dem mit größter wissenschaftlicher Genauigkeit das Leben von über 4 Millionen Menschen ausgelöscht wurde«, entwarf Werner Harting eine Sühnekirche für das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz.

Inv. Nr. F 5154
Werner Harting
Sühnekirche, Auschwitz
Grundriss der Sühnekirche mit Treppenanlage (1:200 im Original), Maßstabsleiste
Reprofotografie: Fotonegativ

Der seit 1925 in Berlin tätige Architekt wählte dazu einen offenen Kubus auf Stützen. Der gewaltig aufragende Ort zum Gedenken der Opfer ist von allen vier Seiten über eine monumentale Treppenanlage über quadratischem Grundriss unter dem Motto »hinauf gehen und tot« begehbar. Kontrastierend zur schieferverkleideten Außenhülle ist auch der rot gefasste zylindrische Innenbau über den zwölf Stützen schmucklos gestaltet: »In diesem Raum steht man wie alle, die hier stehend den Tod erwarteten […] Kein Bild, kein Denkmal; auch keine Inschrift mit den Namen der Ermordeten an den Wänden. Später sollen andere entscheiden, ob man Kunst mit Grauen verbinden kann« (Harting). Der Raum im Raum entspricht mit den radial um ein mehrstufig erhöhtes Podest ausgerichteten Bankreihen den Vorstellungen des Architekten von einer idealtypischen protestantischen Kirche. Der Blick aber durch die Stützen hindurch bleibt frei. Statt Ort abgeschlossener Liturgie zu sein, führt der Entwurf, mit dem Harting nicht am Wettbewerb teilnahm, den Außenraum integrativ in den Gedenkraum ein.

Inv. Nr. 39013
Werner Harting
Sühnekirche, Auschwitz
Perspektivische Innenansicht
Handzeichnung: Kohle, Kreide und Bleistift auf Transparent
91,2 x 110,2 cm

Nachdem im Wettbewerb keine angemessene Lösung für ein eigenständiges, zugleich als Versammlungsort nutzbares Denkmal gefunden werden konnte, wurden erst 1967 bildhauerische Arbeiten der Gruppe K98 um Julian Palka ausgeführt.