Wilhelm Stier Rekonstruktion der Villa Laurentinum bei Ostia nach der Beschreibung Plinius des Jüngeren (1832)
von Franziska Schilling
Inv. Nr. 7230 Wilhelm Stier Rekonstruktion der Villa Laurentinum bei Ostia nach der Beschreibung Plinius des Jüngeren Perspektivische Ansicht vom Meer her Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Karton 46,5 x 61 cm
Seit der italienischen Renaissance wurde das Interesse von Architekten und Forschern immer wieder von den Beschreibungen der Villen Tusci und Laurentinum erregt, die der römische Senator und Schriftsteller Plinius d . J. in Briefen an seine (fiktiven) Freunde Apollinaris und Gallus gegeben hatte.
Inv. Nr. 7221 Wilhelm Stier Rekonstruktion der Villa Laurentinum bei Ostia nach der Beschreibung Plinius des Jüngeren Längsschnitt Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Karton 44,7 x 60,8 cm
Neben Karl Friedrich Schinkel zeichnete auch Wilhelm Stier prachtvolle Idealentwürfe der an der Küste südlich von Ostia gelegenen Villa Laurentinum. Zielte Schinkel mit seinem Entwurf hauptsächlich auf die textgetreue Umsetzung der römisch-kaiserzeitlichen Architektur, so ging Stier über den Text von Plinius hinaus und erweiterte die Anlage zu einem luxuriösen Villenkomplex von imponierenden Ausmaßen. Auffallend reicher, u.a. die Koren des Erechtheions zitierender Skulpturenschmuck, aufwändige Wandmalereien sowie die mit großer Antikenkenntnis entworfenen architektonischen Gliederungen und Details drücken den hohen Anspruch der fiktiven Bauherren und das damit ebenso hohe Niveau des zeichnenden Architekten aus.
Inv. Nr. 7227 Wilhelm Stier Rekonstruktion der Villa Laurentinum bei Ostia nach der Beschreibung Plinius des Jüngeren Aufriss der südöstlichen Fassade Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Karton 45,1 x 60,8 cm
Plinius’ Text lässt trotz seiner detaillierten Darstellung der Villa und ihrer Gartenanlagen keine präzise Rekonstruktion der Anlage zu, archäologische Spuren ihrer Existenz, geschweige denn ihres Aussehens fehlen bis heute. Wilhelm Stier verstand seinen Entwurf allerdings auch nicht als verbindlichen Rekonstruktionsversuch, sondern wollte vielmehr mit seiner Erfindungsgabe und seinem Ideenreichtum einen Beitrag zur zeitgenössischen Architektur neben Schinkel leisten.