Christian Friedrich von Leins Villa Berg, Stuttgart (1845-1853)
von Franziska Schilling
Inv. Nr. 45749 Christian Friedrich von Leins / A. Pfeilstiker Villa Berg, Stuttgart Ansicht der Villa von Norden Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier 45,8 x 67,3 cm
Leins erhielt den Auftrag für die Villa Berg (1845–1853) während der Ausführung des Russischen Gesandtschaftshotels in Stuttgart, das die Aufmerksamkeit des württembergischen Kronprinzen Karl auf den jungen Architekten gelenkt hatte. Für die damals noch außerhalb Stuttgarts inmitten eines 24 Hektar großen Parks gelegene Villa verarbeitete Leins die Erfahrungen seiner Lehrzeit – u.a. bei Labrouste in Paris – sowie die Eindrücke einer 1845–1846 gemeinsam mit dem Kronprinzen unternommenen Italienreise.
Inv. Nr. 45748 Christian Friedrich von Leins / A. Pfeilstiker Villa Berg, Stuttgart Ansicht der Villa von Osten Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier 45,1 x 83,9 cm
Der über mächtigem Sockel zweigeschossige, in klassizistisch geklärten Renaissanceformen errichtete Sommersitz des Kronprinzen Karl und seiner Frau, der russischen Zarentochter Olga, erhebt sich auf nahezu quadratischem Grundriss. Seine Ecken werden durch Pavillons betont und schließen die monumentale, von oben beleuchtete Treppenhalle ein. Trotz der symmetrischen Grundgestalt und der modularen, durch die Pariser École-des-Beaux-Arts geprägte Grundrissbildung verzichtete Leins auf eine Gleichansichtigkeit der Fassaden. Vielmehr bildete er sie individuell, gemäß den dahinter liegenden Räumen aus: Die kubische Strenge weicht hier dem Charakter eines privaten Rückzugsortes, dessen arkadische Qualitäten sich nicht zuletzt auch im malerischen Grün der auf hohem Pariser Niveau durchgearbeiteten Zeichnungen von Albert Pfeilsticker (1814–1879) ausdrücken.
Inv. Nr. F 8235 Christian Friedrich von Leins / unbek. Fotograf Villa Berg, Stuttgart Ansicht Foto: Foto auf Papier 44,8 x 37,5 cm
Die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Villa wurde in vereinfachten Formen ohne Turmgeschosse und Nebengebäude rekonstruiert, diente danach jahrzehntelang als Sendesaal des Südwestrundfunks und soll nach einem Besitzerwechsel 2007 zumindest äußerlich in den Originalzustand zurückversetzt werden.