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Deutungshoheit

Friedrich Adler
Vereinshaus des Architekten-Vereins zu Berlin (1850)

von Dieter Nägelke

Inv. Nr. MK 22-014,2
Friedrich Adler
Vereinshaus des Architekten-Vereins zu Berlin
Grundriss Erdgeschoss, Obergeschoss, Aufriss Vorderansicht, Längsschnitt; Maßstabsleisten, Erläuterungstext
Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier
62,6 x 43 cm

Der Architekten-Verein (heute: Architekten- und Ingenieurverein) ist aus der Geschichte der Berliner Architektur nicht wegzudenken. 1824 von angehenden Baubeamten gegründet, wurde er innerhalb weniger Jahre zu einem weit über die Hauptstadt hinaus strahlenden gesellschaftlichem Zentrum aller Bauschaffenden, zu einem Ort lebendiger Diskussionskultur und nicht zuletzt zu einem wichtigen Karrierenetzwerk insbesondere der beamteten Architektenschaft. Die gegenseitige Schulung im Entwurf war dabei von Anfang an Programm. Zwischen 1827 und 1933 veranstaltete der Verein monatliche Entwurfskonkurrenzen unter seinen Mitgliedern, deren dicht überlieferte Ergebnisse in einzigartiger Weise die sich wandelnde Geschichte der Bauaufgaben, ihrer Lösungen und ihrer Darstellungen widerspiegeln.

Inv. Nr. MK 22-014,1
Friedrich Adler
Bibliothek des Architekten-Vereins zu Berlin
Grundriss Hochparterre, Längsschnitt, perspektivische Ansicht; Maßstabsleiste, Erläuterungstext
Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier
65,2 x 48 cm

Der erst 22–jährige Vereinsbibliothekar Friedrich Adler fand in der Oktoberkonkurrenz 1850 seine Paradeaufgabe. Das (fiktive) Haus des Architektenvereins entwarf er als Zentralbau, der mit Bibliothek, Zeichensaal und Versammlungszimmer alles umfasst, was den Verein ausmachte. Die Mitte aber bildet eine »Schinkel-Halle«, die sich den »Handzeichnungen sowie sonstigen Reliquien des großen Meisters« widmen wollte. Und auch stilistisch arbeitete sich Adler am Vorbild ab: In diesem klassizistischen Entwurf ebenso wie im Monat zuvor mit einer rundbogigen Bibliothek.

Inv. Nr. SW-A 1852-01
Friedrich Adler
Wohnung eines Architekten
Perspektivische Ansicht
Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier
41,3 x 56 cm

Die Verehrung setzte sich in dem ein Jahr später durch Adler begründeten jährlichen Schinkelwettbewerb fort, der mit dem Schinkelfest am 13. März bis heute den Verein bestimmt. Und fast selbstverständlich konnte Adler auch dessen erste Konkurrenz 1852 für sich entscheiden: Im ›Schinkelstil‹.


Quellen / Literatur:

Vgl. Lemburg (1989). Die Monatskonkurrenzen wurden vom Architektenverein gesammelt und aus dessen ehemaliger Bibliothek 1952 von der Technischen Universität erworben.

Mehr dazu im Architekturmuseum:

https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?p=51&SID=15846320486117

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