Jurij M. Velten Bad der Kaiserin im Winterpalast St. Petersburg (1765)
von Patrick Golenia
Inv. Nr. 46563 Jurij M. Velten Bad der Kaiserin im Winterpalast St. Petersburg Längsschnitt des Bassins, Maßstabsleiste Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier 50,1 x 72,4 cm
Zu den vielen Maßnahmen, mit denen Katharina die Große ihr Land modernisieren und näher an die Kultur Mittel- und Westeuropas anbinden wollte, gehörte auch die Förderung einheimischer Talente mit dem Ziel der Etablierung einer eigenen russischen Künstlerschaft. Unter den Architekten war es Jurij Velten, der unmittelbar nach Katharinas Thronbesteigung 1762 aus dem Schatten des bis dahin dominierenden Italieners Francesco Bartolomeo Rastrelli heraustrat und, mit zahlreichen Staatsaufträgen bedacht, 1783 zum Hofarchitekten und 1789 zum Direktor der Akademie der Künste avancierte.
Inv. Nr. 46559 Jurij M. Velten Bad der Kaiserin im Winterpalast, St. Petersburg Grundriss des Bades und des Bassins, Maßstabsleiste Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier 51,1 x 72,6 cm
Inv. Nr. 46564 Jurij M. Velten Bad der Kaiserin im Winterpalast St. Petersburg Grundriss, Längsschnitt, Querschnitt des Ofens, Maßstabsleiste Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Papier 50,8 x 72,4 cm
Zu seinen ersten Aufgaben gehörte der weitere Ausbau des 1754 von Rastrelli begonnenen Winterpalastes im Geschmack der Zarin. Veltens Entwurf für das luxuriöse Bad der Kaiserin markiert in Gliederungen und Farbigkeit die Wendung zum modischen Louise-Seize. Das zentral im Raum gelegene Becken sollte in den Boden eingelassen und von einer zarten Balustrade umgrenzt werden. Die Wandverkleidung wird von schmalen Pilastern in verschieden große, teils verspiegelte Felder aufgeteilt, auf denen sich reiches Ornament in versilbertem und vergoldetem Stuck entfaltet. Die Flächen wechseln zwischen gebrochenen Weiß- und Rosatönen, Draperien und integrierte Sitzmöbel schließlich verleihen dem vergleichsweise kleinen Raum eine private Note. Über seine Ausführung ist nichts bekannt. Die delikaten, in der Verbindung von Technik und Kunst für das achtzehnte Jahrhundert charakteristischen Zeichnungen sind das einzige Zeugnis dieses Projekts.