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Stadtbildpflege

Julius Raschdorff
Schlosserweiterung und Dom, Berlin (1884-1888)

von Dieter Nägelke

Inv. Nr. 14913
Julius Raschdorff
Schlosserweiterung und Dom, Berlin
Aufriss des Festsaalbaus von Osten
Handzeichnung: Tusche aquarelliert auf Karton
87 x 132,4 cm

Mit der neuen Kaiser-Wilhelm-Straße, die die ›Linden‹ als zentrale West-Ost-Achse über die Spreeinsel hinweg durch die Berliner Altstadt fortsetzte, hatte sich 1885 der Charakter von Schloss und Lustgarten grundlegend geändert. An die Stelle des geschlossenen barocken Raums war eine eine belebte Durchgangsstraße getreten, die nicht nur die Einheit von Schloss und Dom durchschnitt, sondern in umgekehrter Richtung mit der erst jetzt möglichen Annäherung von Osten die ärmliche Rückseite des Schlosses prominent herausstellte.

Inv. Nr. 14917
Julius Raschdorff
Schlosserweiterung und Dom, Berlin
Gesamtansicht von Osten
Druck: Lichtdruck auf Karton
33,2 x 44,9 cm

Auf Anregung des Kronprinzen Friedrich entwickelte Julius Raschdorff deshalb schon ab 1884 ein Projekt, das vordergründig die seit dem Wettbewerb 1868 liegen gebliebene Frage des Dombaus aufgriff, viel mehr aber dem an dieser Stelle historisch wie räumlich zerbrechenden Stadtraum Halt und Heilung geben wollte. Der Architekt kurierte mit Mitteln der Architektur. Die ärmliche Ostseite des Schlosses sollte zu einem Saalbau mit reicher Schaufront entwickelt, die vom Durchgangsverkehr entwertete Nordseite durch einen mächtigen Turm gestärkt und der Lustgarten mit einem breiten Dom und einer monumentalen Verbindungsbrücke über die neue Straße hinweg wieder geschlossen werden.

Inv. Nr. 14915
Julius Raschdorff
Schlosserweiterung und Dom, Berlin
Gesamtgrundriss
Druck: Lichtdruck auf Karton
33,2 x 44,7 cm

Das war kein Schnellschuss eines stilverliebten Akademikers, sondern eine in ihren historischen Bezügen ebenso wie der Sorgfalt ihres Entwurfs gewichtige Komposition. Raschdorff hatte vier Jahre daran gearbeitet und musste sie dennoch mit seinem 99–Tage-Kaiser Friedrich III. 1888 begraben. Dass ihm danach und ohne weiteren Wettbewerb der Dom blieb, war ein bescheidenes und vor allem zweischneidiges Glück. Als Dombaumeister von Wilhelms Gnaden geriet er zwischen die Fronten und wurde vom Hoffnungsträger ebenso zum Feindbild seiner Kollegen, wie sein nach vielerlei Planungswechseln erst 1905 vollendeter Dom bis heute als Karikatur eines aus der Zeit gefallenen Historismus herhalten muss.

Inv. Nr. ND 00178
Franco Stella / Hans-Dieter Nägelke
Humboldt Forum in Berlin
Ansicht des Ostflügels 1:100
Digitalfoto: nur digital
81 x 146 cm