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Kirchturmpolitik

Hermann Mattern
Staatstheater Kassel (1949-1952)

von Astrid May

Inv. Nr. 26977
Hermann Mattern / Hans Scharoun
Staatstheater Kassel
Perspektivische Ansicht (Vogelschau)
Lichtpause Einzeichnung: Tinte farbig, Spritztechnik über Lichtpause auf Papier
42 x 33,6 cm

Für den Neubau des Staatstheaters in Kassel wurde 1951 ein Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem der Gartenarchitekt Hermann Mattern und der Architekt Hans Scharoun als Sieger hervorgingen. Wegen erheblicher Kriegsschäden sollte das historistische Theater der Kasseler Architekten Anton Karst (1861–1919) und Hans Fanghänel (1874–1935) nicht wiederaufgebaut, sondern ersetzt werden.

Inv. Nr. 26982
Hermann Mattern / Hans Scharoun
Staatstheater Kassel
Perspektivische Ansicht (Vogelschau): Vergleich des alten Staatstheaters mit dem vorgeschlagenen Flachbau
Handzeichnung: Tusche, Bleistift auf Transparent
27,5 x 30,8 cm

Hatte der repräsentative Vorgängerbau noch die spätbarocke Platzanlage dominiert und als Block abgeschlossen, verfolgte der gemeinsame Entwurf Scharouns und Matterns eine der wilhelminischen Monumentalität entgegen gerichtete Lösung: Als organische Theateranlage sollten die feingliedrigen Formen der niedrigeren spätbarocken Gebäude am Friedrichsplatz aufgenommen und die Platzsituation nach Südosten Richtung Auepark geöffnet werden. Die Preisrichter hoben lobend hervor, was Mattern mit seiner in weichen Pastelltönen gehaltenen Platzperspektive ins Zentrum des Entwurfs gestellt hatte.: »Die bauliche Form des Theaters trägt den von der Landschaft herangetragenen Gegebenheiten in meisterlicher Form Rechnung. Es ist gelungen, durch sinnvolle und differenzierte Formen und Formenzusammenhänge die von Natur gegebene Schwere des übergroßen Bauwerkes in Leichtigkeit zu verwandeln.«

Inv. Nr. 28532
Hermann Mattern / Hans Scharoun
Staatstheater Kassel
Lageplan des Friedrichsplatzes 1:1000 als Wettbewerbsunterlage für den Wiederaufbau des ehemaligen Staatstheaters
Lichtpause Einzeichnung: Bleistift über Lichtpause auf Papier
85,7 x 61,5 cm

Von Beginn an umstritten, stockte die Ausführung schon während der Fundamentierung. Auf politischen Druck wurde der Auftrag einem lokalen Architekten übergeben und stand am Beginn eines der ersten Bauskandale Westdeutschlands. Scharoun und Mattern dagegen konnten ihr kongeniales Schaffen unter anderem mit der Berliner Philharmonie beweisen.


Quellen / Literatur:

Vgl. Aust. Kat Mattern (1982) und Bürkle (1986). Der Nachlass wurde Mitte der neunziger Jahre in die Sammlung übernommen. Der schriftliche Nachlass befindet sich im Universitätsarchiv der TU.

Mehr dazu im Architekturmuseum:

https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?p=51&SID=15849596093877