TU-Kontakt TU-Impressum TU-Index A-Z

Technische Universität Berlin

Architekturmuseum

Sammlungssuche

Kontakt

Zeiten, Lage, Anschrift

Ansprechpartnerinnen:
Franziska Schilling
Claudia Zachariae

Tel.: +49 (0)30 314-23116

Team

Auf Facebook

Übersetzen

Staatsaffäre Architektur


Symposium und Kabinettausstellung "Staatsaffäre Architektur" am Architekturmuseum der TU Berlin.
Symposium: 15./16. September, HS A 060
Ausstellung: Eröffnung am 16. Sept., 19 Uhr in der Galerie
Laufzeit vom 16. Sept. bis 27. Okt.

Programm als PDF


Von der Preußischen Hochbauverwaltung zur Reichsbauverwaltung 1770-1933

Der Staat baut für sich selbst: funktional und repräsentativ, mustergültig und kosteneffizent, technisch avanciert und auf international vergleichbarem Niveau. Zwischen dem hier knapp umrissenen Selbstbild und der immer wieder geäußerten Kritik an der Bauverwaltung gibt es eine Diskrepanz, die in unserem Projekt auf vielschichtige Weise erforscht werden soll: Wie funktioniert Bauverwaltung als Teil der Staatsverwaltung? Wie findet sie die geeigneten Mitarbeiter? Wie muß sie strukturiert sein, um schnell und budgetorientiert zu wirken? Wie ist das Verhältnis verschiedener Bauverwaltungen untereinander? Beispielhaft nehmen wir dazu die Preußische Bauverwaltung und die Bauverwaltung des Reiches im Zeitraum von 1770 bis 1933 in den Blick, flankiert von Ausblicken in die anderen deutschen Staaten, nach Österreich und nach Frankreich.

David Gilly, Haus Alte Schützenstraße 3 (Neues Exerzierhaus), Berlin, 1789 (Foto: Preußische Messbildanstalt)
AMTUB, Inv. Nr. F 0085

Die Meilensteine der deutschen Bauverwaltung sind hinreichend bekannt. 1770 durch die Gründung des Oberbaudepartements im Generaldirektorium etabliert befasste sich die preußische Bauverwaltung unter der Leitung David Gillys (1748-1808) mit elementaren Fragen des „kameralistischen“ Bauwesens. Dabei spielten neben der Ästhetik vor allem Innovationen in Technik (Bohlenbinder) und Material (Stampflehm) im Sinne der „Bauökonomie“ eine wichtige Rolle. Die Aufgaben erstreckten sich auf Repräsentationsbauten genauso wie auf „niedere“ Bauaufgaben, umfassten unterschiedlichste Typen des Hochbaus, der Ingenieurbaukunst und der Infrastrukturen. Mit der Einrichtung der Bauakademie als zentraler Bauschule in Preußen (aus der später die Technische Hochschule, heute Technische Universität Berlin hervorgehen sollte), wurde 1799/1800 die oberste preußische Baubehörde an eine Ausbildungsstätte gekoppelt, aus der sie ihr Personal rekrutierte.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam es nicht nur zu zahlreichen Umstrukturierungen und wechselnden Angliederungen an jeweils zuständige Ministerien. Auch die Auseinandersetzung mit den sich etablierenden freien Architekten war ständiges Thema. Vor allem nach dem Ende der Ägide Karl Friedrich Schinkels (1781-1841), der seit 1810 in der Bauverwaltung wirkte und 1828-38 Leiter der Oberbaudeputation war, reagierte man darauf durch vermehrte öffentliche Wettbewerbe. Die Verwaltung öffnete sich dem „Markt“ der Bauideen. Eines der frühen Beispiele hierfür ist der Bau des Berliner Rathauses, für das 1857/58 eine „Concurrenz“ durchgeführt wurde, aus der der Baubeamte Hermann Friedrich Waesemann (1813-1879) siegreich hervorging.

Carl Ferdinand Busse Gericht, Breslau, 1848
AMTUB, Inv. Nr. 446

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen durch Staatsreformen neue Bauaufgaben hinzu, darunter Gerichts- und Regierungsgebäude in den Provinzen, wie beispielsweise Carl Ferdinand Busses Stadtgericht in Breslau. Eisen und Beton machte die Auseinandersetzung mit neuen Materialien notwendig. Die Infrastruktur der Straßen, Kanäle, Häfen, Bahnhöfe mußte ausgebaut werden, um der fortschreitenden Industrialisierung geeignete Verkehrswege bereitzustellen. Die Reichseinigung wiederum schuf der preußischen Bauverwaltung eine neue Konkurrenz auf Reichsebene. Ausschlaggebend für die Reichsbauverwaltung für die Ministerien war die langwierige Debatte um den Bau des Reichstages, die mit dem Wettbewerb 1872 begann und sich aufgrund zahlreicher Gutachten und Interventionen der Behörden und über einen zweiten Wettbewerb (1882) sowie die Grundsteinlegung (1884) bis zur Vollendung des Baus in Jahr 1894 hinzog.

Martin Witte: Pädagogische Akademie Bonn, 1930/33 (Foto: Hugo Schmölz
AMTUB, Inv. Nr. F 8117

Bis zur Auflösung der kontinuierlich adaptierten Behördenstrukturen setzten sich die Bauverwaltungen auch immer kritisch mit dem eigenen Schaffen auseinander. Vor allem nach 1925 sorgte dies in der preußischen Hochbauverwaltung unter dem neuen Leiter Martin Kießling (1879-1944) für einen enormen Modernisierungsschub. Bauten wie die Pädagogische Akademie in Bonn (das spätere Bundeshaus der Bundesrepublik Deutschland) gehörten zu den avanciertesten Projekten einer neuen Sachlichkeit, in der sich – nach eigenem Bekunden – das auf Gilly und Schinkel zurückgehende Ethos der Verwaltung selbst ausdrücken sollte.

Das 18-monatige Projekt wird gefördert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen aus Mitteln der Zukunft Bau Forschungsförderung. Die Ergebnisse sowie die Vorträge des Symposiums werden in einer Katalogpublikation veröffentlicht, die gleichzeitig als Begleitbuch zu einer Wanderausstellung dienen wird.

Projektleiter ist der Kunsthistoriker Dr. Christian Welzbacher. Kontakt unter christian.welzbacher@tu-berlin.de oder 0049-30-314-23905.

Studentischer Mitarbeiter ist Mihály Foki. Kontakt unter m.foki@tu-berlin.de.