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Forschungen zu Städtebau und Diktatur

Prof. Dr. Harald Bodenschatz

Die Schriftenreihe des Architekturmuseums dokumentiert eine mehr zwanzigjährige Forschung zum Themenfeld »Städtebau und Diktatur« in europäischer Perspektive – ein wichtiges, zu wenig beachtetes Kapitel der europäischen Städtebaugeschichte.

Das europäische 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Diktaturen. Diese waren nicht nur Regime des Terrors, sondern wurden von vielen begrüßt oder geduldet. Denn sie boten ein verlockendes Programm: eine Erinnerung an frühere Größe und ein Versprechen glänzender Zukunft. Dabei spielte der Städtebau eine bis heute unterschätzte Rolle: Er diente der Legitimation der Herrschaft, der Produktion von Zustimmung, der Demonstration von Stärke, Effizienz und Schnelligkeit, er untersetzte die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung, er vermittelte das gesellschaftspolitische Programm im Inland wie Ausland, und er mobilisierte alte wie neue Fachleute. Im neuen städtebaulichen Alltag wurde sichtbar, welche sozialen Schichten ausgegrenzt, verfolgt und eingesperrt wurden – in den neuen Gefängnissen und Konzentrationslagern, in den Zwangsarbeiterlagern, aber auch in den Schlichtwohnsiedlungen weit draußen vor der Stadt. Auch nach dem Fall der Diktaturen bewegte das städtebauliche Erbe dieser Zeit Europa – bis heute. Diktatorischer Städtebau wurde zum widersprüchlichen Gegenstand von Strategien des baulichen wie verbalen Umgangs – des Abrisses, der Transformation, der Rekonstruktion, des Vergessens, des Verdrängens, der Neuinterpretation wie der Verherrlichung. Städtebau und Diktatur ist nicht nur ein historisches Thema. Städtebau wird hier also nicht nur als gestaltete Form verstanden, sondern umfasst auch die Fragen nach den Produktionsverhältnissen von Stadt, nach den Prozessen, die zu einer Form geführt haben, nach Nutzung und Wirkung, einschließlich der Propaganda.

Diese Forschung war immer an der TU Berlin verankert und wurde auch in Partnerschaft mit der Bauhausuniversität in Weimar durchgeführt. Zu ihrem Beginn war keineswegs klar, wie es weitergehen würde. Damit sind nicht nur die folgenden Bücher gemeint, sondern auch die Veränderungen in Europa seit der Zeit um die Jahrtausendwende. Was damals noch als ein historischer Gegenstand erschien, ist heute zum Streitobjekt auseinanderstrebender nationaler Erinnerungspolitiken geworden.

Harald Bodenschatz / Max Welch Guerra (Hg.): Altstadterneuerung in Diktaturen. Ein städtebauliches Erbe Europas. Berlin: DOM publishers, 2021. Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin

Harald Bodenschatz / Max Welch Guerra (eds.): The Power of Past Greatness. Urban Renewal of Historic Centres in European Dictatorships. Berlin: DOM publishers, 2021. Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin

Welch Guerra, Max/Harald Bodenschatz, Harald (Hg.): Städtebau als Kreuzzug Francos. Wiederaufbau und Erneuerung unter der Diktatur in Spanien 1938-1959. DOM publishers. Berlin 2021. Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin

Bodenschatz, Harald/Welch Guerra, Max (Hg.): Städtebau unter Salazar. Diktatorische Modernisierung des portugiesischen Imperiums 1926-1960. DOM publishers. Berlin 2019. Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin

Bodenschatz, Harald (Hg.): Städtebau für Mussolini. Auf der Suche nach der neuen Stadt im faschistischen Italien (Herausgabe). DOM publishers. Berlin 2011. Schriften des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin 4

Bodenschatz, Harald/Post, Christiane (Hg.): Städtebau im Schatten Stalins. Die internationale Suche nach der sozialistischen Stadt in der Sowjetunion 1929-1935. Verlagshaus Braun. Berlin 2003. Schriften des Schinkel-Zentrums für Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege der Technischen Universität Berlin, Band 1